Innenpolitik im Türkei-Lexikon

Die Türkei legt Wert darauf, als laizistischer Staat gesehen zu werden (Trennung von Staat und Religion) mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerungsstruktur. Verfassunggemäß ist sie eine soziale, demokratische und rechtsstaatliche Republik mit einer für Demokratien üblichen Gewaltenteilung: Judikative, Legislative und Exekutive sowie Grundrechte und Grundpflichten. Teile der Gesellschaft betrachten sich als modern, demokratisch aufgebaut und westlich, andere Teile der Gesellschaft leben und betonen ihren tief verwurzelten Islam ( teils mit ausgeprägten nationalistischen Zügen) und ihre Traditionen, vor allem in den ländlichen Gebieten. Dadurch entstehen und entstanden in der Türkei immer wieder heftige wirtschaftliche, soziale und politische Gegensätze, die das Volk teils harten Belastungen aussetzen. Nichtsdestotrotz ist die Orientierung zum Westen hin Teil des Staatsprogramms der aufgeklärten Türkei. Die Elite des Landes, westlich geprägt, möchte den Beitritt zur Europäischen Union, selbst die AKP-Regierung (sonst eher europaskeptisch) hat auf ihrer Prioritätenliste die EU-Beitrittsverhandlungen stehen. Durch die wechselvolle Entstehungsgeschichte leben bis heute mehrere verschiedene religiöse, bzw. ethnische Bevölkerungsschichten in der Türkei. Jedoch genossen früher, zu osmanischen Zeiten, alle religiösen Minderheiten weitestgehend Autonomie, zumindest in inneren Angelegenheiten. Das bedeutet, das sowohl die jüdische Gemeinde, die Griechisch-Orthodoxe und die Apostolisch-Armenische Gemeinde als nicht-muslimische Minderheiten anerkannt werden. Natürlich folgt dem wiederum die Sorge bis heute, dass gerade durch deren Anerkennung ethnische Minderheiten irgendwann einmal die Loslösung vom türkischen Staat fordern könnten. Eine andauernde Spannung, in der diese Republik lebt, besteht zum einen aus der Angst, dass der Islam politisch werden könnte und zum anderen, dass der Einheitsstaat auseinander brechen könnte. Nicht zuletzt zeigt das auch das Problem der Kurden im Südosten des Landes.

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